„Die „Wilden“ und das Dschungelcamp“: Bilder einer Kunstausstellung
Diedorf: haus der kulturen | Endlich alles entstaubt und brav nebeneinander aufgehängt!!! Nein !! Brav geht das ja gar nicht! Handelt es sich doch um künstlerische Ausdrucksformen, die weit in die frühen Tage der Menschheit zurück führen, in die „Traumzeit“ der Aborigines aus Australien und Papuas in Neuguinea, der zurück gebliebenen „Wilden“ (im Blick der auch heute noch überheblich mit Computertechnologie und Fortschrittsdenken argumentierenden alten Kolonialmächte).
Zurück in die vor gerade mal hundert Jahren neu entdeckte Steinzeit, in der im Hochland Papua Neuguineas seit mehr als einem halben Jhdt. angelernte Ureinwohner auf haushohen Schaufelbaggern und brüllenden Transportungetümen ganze Berge auf der Suche nach Gold einplanieren!
In den weiten Wüsten Australiens wurde noch vor 100 Jahren auf die Aborigines wie auf wilde Tiere tödliche Jagd gemacht, um sie vom unrechtmässig angeeigneten Land zu vertreiben. Heute, hat man dieses menschliche Disaster längst bereut, will wieder gut machen und zahlt den Ureinwohnern eine monatliche Abfindung, die die aus ihrem angestammten Nomadenleben Gerissenen tatsächlich noch mehr belastet und ins Niemandsland zwischen mit Stacheldraht umgürteteter Wüste und dem Randgeflecht aus Gewerbe und Supermarktketten um die Neuen Städte herum verbannt.
Ohne Chance und Notwendigkeit zur „zivilisierten“ Arbeit aber auch ohne Möglichkeit ins alte Wanderleben zurück zu kehren, campieren und vegetieren die armseligen Reste einer uralten Kultur vor den Supermärkten, die erst ab Mittags Alkohol verkaufen dürfen. Oh ja, man ist fürsorglich gegenüber den Ureinwohnern, kennt Ihre Probleme mit dem Alkohol und möchte dennoch Freizügigkeit für die weissen Siedler bewahren.
Man bietet den Aborigines an, Ihre Kultur zu vermarkten, um durch Kulturzentren, das große Interesse der nördlichen Hemisphäre für alles Ursprüngliche, Reine , Phantasiegeprägte als Freizeit- und Erholungswert gegenüber der verbindlichen(?) harten Arbeitswelt gründlich ab zu schöpfen. Rindenmalereien, für ein paar Cent erworben, bringen den hunderten von Galerien in Alice Springs und Sydney heute an die Taussend Aussi-dollar pro Bild.
Einige Fraueninitiativen haben erkannt, dass die Männer, denen seit Urzeiten die Überlieferung und das Gestalten der Traumzeit zur Aufgabegestellt war, trotz mächtig angelegter Hilfsaktionen verschiedener „Alcohol anonymus“- vereinigungen gänzlich in eine absolut unproduktiven Deliriumsphase und Dispathie abgerutscht waren.
Frauen malen heute die Rindenbilder und signieren dann oft auch mit den Unterschriften berühmter männlicher Greise, die selber keinen Strich mehr setzen können.Sie werden glücklicherweise dann auch direkt in die eigene Hand bezahlt. Den Männern darf man kein Geld mehr geben.
Chinesische Großhändler in Port Moresby lassen ihre einheimischen Angestellten das gesammte Gebiet von Papua-Neuguineas mit geländegängigen Wasser/Landfahrzeugen nach jedem Stück beschnitztem Holz und extra auf Koffergröße reduzierten Schilden, Pfeil- und „Kinder“-bögen etc. abgrasen.
Wochenendangebote „outdoor“ bei den „Wilden“ mit Animationsprogramm von Feuermachen mit Quirlholz, Bummerang- und Speerwerfen mit der Speerschleuder, Nahrungssuche nach Käferlarven, Honig- und Zitronenameisen (und deren ungekochter Lebendverzehr für alle Mutigen), Schlafen im großen Fliegengitterkäfig geschützt vor Schlangen, Spinnen und Moskitos mitten im Dschungel des nördlichen Regenwaldes gehören zu den üblichen Belohnungen der großen Firmen in Australien.
Und wir fiebern mit den Kandidaten im „Dschungelcamp“, würgen wollüstig in Gedanken an gegrillte Kakerlaken und anderes Krabbeltier (das frittiert im Übrigen wirklich lecker schmeckt).
PS.:Die Schilde und anderen Gegenstände unserer Ausstellung wurden von uns vor circa 40 Jahren vor Ort gesammelt , teilweise aus älteren Sammlungen dazu gekauft.