Vor 20 Jahren hatten wir sie ja schon mal aus dem Depot geholt: Die großen Wandvitrinen-Kästen mit dem Schmuck unterschiedlichster Kulturen und dann im Treppenhaus der Marktgemeinde Diedorf gezeigt.
Viel: „Ahh“ und „Ohh“ hatte es gegeben, als sich dort für die Besucher bunte Hinterhauptkronen farbenfroh schillernden Tukan. und Papageienfedern aus dem Amazonasgebiet öffneten, aber auch „Ihh“ und „Auweh“, als gleich daneben lange Ketten mit Pferde- oder Hundezähnen baumelten. Nebeneinander gereihte, grasgrün leuchtende Schillerkäferflügel aus dem Hochland Papua-Neuguineas bildeten prunkvoll anmutende Stirnbänder, die nicht nur wegen Ihrer Seltenheit bei Weitem die vergoldeten Inkaschmuck-paletten mit Darstellungen des „El Doradó“s ,des vergoldeten Priesterführers, des „Kaziken“ der Inkazeit, aus dem Goldmuseum Bogota überstrahlten. Giftgrüne Schneckengehäuse waren wundervoll kombiniert mit einem feuerroten Plastikdübel , dessen Marktwert im zentralen Hochland Papua-Neuguineas jedes Goldnugget übertrifft. Wertvoll ist ja immer , was nur in kleinster Menge verfügbar ist. Nicht ausgestellt hatten wir natürlich all die von Europäischen Kolonisatoren achtlos weggeworfenen ausgebrannten Glühbirnen und leer geschriebenen Kugelschreiber, die ins durchbohrte Ohrläppchen geschraubt und durch die Nasenscheidewand geschoben, vom ungeheuren Prestige der im Gebirge weit abgelegenen Südseebewohner zeugen. 100 außergewöhnliche Schmuck-Raritäten fremder Kulturen hatten wir damals im Rathaus untergebracht.
In unserer neuen Ausstellung in der Galerie Künstlerhof am Maskenmuseum ergänzen wir sie nun mit extravaganten figürlichen Designstücken aus Silber und wertvollen Steinen , die der Museumsbesitzer meist im Kaltschmiedeverfahren aus dem 800-er-Silber von Löffeln und Gabeln gefeilt und gebogen hat. Perlentaucher sieht man da , die in der Tiefe mit letztem Atemzug und weit ausgestreckten Armen eine übergroße Südseeperle oder eine schwergewichtige Kugel aus roter Koralle zu halten versuchen. Ballspieler auch, die den schweren tiefblauen Lapislazuli mit beiden Händen fest an sich pressen, Artisten , die sich um das Trapez aus grünem Amazonit schwingen. Kaum mehr zu erkennen ist dabei in den Menschengestalten immer die Grundform der viergezinkten silbernen Gabel, deren Zinken weiter aufgesägt und paarweise so in den Raum verdreht sind, dass sie Arme und Beine der Kleinplastik bilden. Tiere sind oft aus dem gewölbten Oval silberner Löffel z.B. mit in den in den Raum geklappten Scheren eines Krebses, der gerade an einem langen grünen Aquamarinkristall knabbert oder den aufgerichteten Ohren einer Maus, deren Augen aus blauem australischem Opal glitzern. Außergewöhnliche und doch relativ günstige Edelsteinkäufe, die hier platziert sind, sind uns meist in anderen Ländern gelungen, wenn wir bewusst nach deutlichen Fehlern geschaut haben, die dem Stein zwar deutlich spürbar offiziellen Wert nahmen , für uns dagegen aber eben Eigenheit, ja ganz besondere Individualität in der Wirkung des Steines dargestellt haben.
Besonders charakteristisch für die Silberschmiedearbeiten von Michael Stöhr sind auch die kleinen Tierfiguren, die sich um sich drehende Schmucksteine tänzelnd bewegen. Da gibt es die Katze, die im Spiel hinter Ihrem langen Schwanz herjagt, um ihn zu fangen. Dabei gibt sie zum Kreis oder zur Spirale gerundet für die sich drehende Lapislazuli- oder Jadekugel zwei fixe Achspunkte zur Befestigung. Ein Kolibri sitzt am äußersten Ende eines Zweiges und berührt wiederum zum Kreis geschlossen mit dem langen Schnabel die Blüte gegenüber. Kugeln aus schaligem Malachit, rot oder schwarz-weiß gebändertem Achat, Falkenauge und grünblau variierendem Chrysokolla lassen sich im Silber-Arrangement locker bewegen. Alle Kleinfiguren sind , da als Multiple konzipiert, auch käuflich zu erwerben.
Jede der Figuren ist dabei aus einem Mythos oder einem Märchen ferner Kulturen entlehnt, das der Käufer dann auch erzählt bekommt und ausgedruckt zusätzlich mitnehmen darf. Da gibt es die Geschichte vom Raben, der in den Erzählungen der Haida-Indianer in British Kolumbien das Chaos des Ursumpfes mit Erde und Wasser (grün-blauer Chrysokolla) zur bekannten Ordnung bringt, vom balinesischen Hund, der sich bissig gegen sein Spiegelbild (aus Haliotis- Muschelschale) zur Wehr setzt und erst schwanzwedelnd begreift, dass Glück nur in der Freundlichkeit zu finden ist. Die Geschichte vom gelb schillerndem Tigerauge aus Indien wie vom geschenkten Stern (Meteorit) aus Argentinien oder dem Perlentaucher aus der Südsee wird in diesen kleinen Kunstwerken nicht nur durch die Anordnung der Tierfiguren sondern auch durch die Auswahl genau dazu passender Edel-und Schmucksteine illustriert.
Ein Großteil der Geschichten ist auch auf unserer Seite hier bei Myheimat zu finden.
Die Ausstellung kann wie unsere Ausstellungen von japanischen Farbholzschnitten, figürlich geschnitzten Spazierstöcken, steinzeitlichen Getreidemalsteinen und Musikinstrumenten über Voranmeldung mit Mail an : info@maskenmuseum.de oder Anruf: 08238/60245 besichtigt werden. Daneben birgt das Haus der Kulturen Diedorf bei Augsburg ja auch die weltweit größte Maskensammlung mit ca. 10.000 authentisch getragenen alten Masken aus allen Weltkulturen.