Schwurringe aus Burkina Faso

Die Technik mit dem Guss nach der verlorenen Form

„Beim Barte meiner Mutter“, nun da denkt sich jetzt jeder, was ich Euch heute erzähle, kann da ja nur erstunken und erlogen sein. Nein ehrlich, meine Mutter hat wirklich im Alter einen leichten Damenbart gehabt, trotzdem einen Mann abbekommen und behalten und deswegen kann ich Euch hier ja auch wieder mal ein wenig aus anderen Ländern erzählen.

„Beim Barte des Propheten “ , so schwören die Targi, die Tuareg im Norden Malis und die Peuil und Fulbe im Norden von Burkina Faso. Das ist glaubwürdig!

„Bei der Stärke des Büffel“ und der „Schlauheit der Antilope“ sagen die Bobo, die Bwa, in Burkina Faso. Das ist ein anderer Stamm in dieser trocken heißen Gegend des Sahel, wo Regen nur nur ganz selten fällt und Wasser für Vieh und Felder das Hauptproblem ist.

Die Antilope ist klug, denn sie riecht Wasser und fängt in trockenen Zeiten an manchen Stellen mit den Hufen zu scharren an, um in den kleinen freigelegten Gruben ein wenig Wasser oder gar nur feuchten Sand zu finden.

Diesen Vorgang ahmen manche rituellen Tänze nach, bei denen die Tänzer der Bobo, und der Dogon und Mossi, zweier anderer Stämme in Burkina Faso und Mali Antilopenmasken tragen und sogar mit den schweren langen Hornaufsätzen oben auf den Masken über den Boden scharren müssen.
Der Stamm der Bamana hat sogar eine geheime Maskengesellschaft Tijewara, bei der nur erwachsene Männer teilhaben dürfen.

Lauter solche Masken und andere kann man im internationalen Maskenmuseum in Diedorf sehen. Ihr seht, genau so karg wie der Boden in der Sahel-Zone sind auch die Elemente der Gestaltung dort: Aber „weniger ist mehr „, heißt es da ja auch in unserer europäischen Geschmacksfindung. In dieser minimalistischen Form, der ganz vereinfachten Form, oft brettförmigen, kugelrunden oder pfostenförmigen Form der afrikanischen Masken aus dem Sahel liegt ein Grund, warum sich viele Künstler und Sammler immer wieder dafür begeistern können.

“ Bei der Stärke des Büffel“ und „Der Schlauheit der Antilope“ dürfen auch nur erfahrene Männer schwören, die dazu einen Schwurring verliehen bekommen haben. Und weil man den alten Leuten bei Ihrer Beerdigung die Ringe nicht gerne mitgeben will, damit dann gar von den „schlafenden“ Verstorbenen vom Grab aus unsinnig gezaubert wird, werden diese Ringe üblicherweise dann wieder ein geschmolzen und zu neuen Ringen verarbeitet. Jeder Ring ist dabei etwas ganz Besonderes und nur einmal vorhanden! Zunächst wird nämlich ein Ring aus lauter kleinen Wachsschnüren und Wachskügelchen geformt. Dieser Ring wird in ganz weichen Ton ein gebettet. Ein kleines Stück Wachs muss noch zu sehen sein. Genau an diese Stelle wird aus Ton ein Trichter geformt und mit alten Kupfer-, Blei- und Nickelteilen und eben auch z. B. einem alten Ring gefüllt . Dann wird der Trichter verschlossen und man hat in etwa ein Gebilde in Form einer Sanduhr aus Ton. Die eine Seite enthält das Wachsmodell, die andere den Metallschrott.

Wenn man jetzt das Ganze stark erhitzt, verbrennt das Wachs und das Metall schmilzt. Wenn man jetzt das Teil so dreht, dass das Metall in den Hohlraum im Modell hinein laufen kann, ist da, wo früher Wachs war, jetzt eine sogenannte Gelbgusslegierung, so etwas ähnliches wie Bronze oder Messing. Wenn man nach dem Abkühlen den Ton wegklopft, kommt goldglänzendes Metall zum Vorschein. Und der Ring ist nach dem Abbürsten von restlichem Ton fertig.

Noch einmal abgießen kann man die Form natürlich nicht, weil ja der ganze Ton zerschlagen wurde, um den Ring heraus zu bekommen. „Die Form ist also verloren“. Man muss schon wieder ein neues leicht anderes Wachsmodell herstellen, das man dann wieder mit Ton ummanteln und abgießen kann. Jeder Ring ist also ganz einmalig. Zum Tragen an der Hand sind diese Ringe aber zu schwer und unpraktisch.

Deshalb verändere ich diese schöne Kleinplastiken durch eine meist blaue oder blaugrüne Edelsteinkugel (Lapislazuli, Sodalit, Tansanit, Chrisokolla, Türkis) zu einem Anhänger. Warmes Goldgelb des Metalls und kühles Blau steigern sich zu harmonierendem Leben.

Im Haus der Kulturen Diedorf kann man solche einmaligen Schmuckstücke auch erwerben.