Walter Stöhr Baden-Würthemberg

Ergötzliches aus dem Lande der „Gelbfüssler“ – Zeichnungen von Walter Stöhr

Schwaben gelten immer als ein bisschen einfältig und wenig welterfahren, dabei aber mit einer enormen Bauernschläue gesegnet, deren Erfolge aber durch allerlei Missgeschick erarbeitet werden müssen. Die Geschichte der Ulmer Handwerker, die erst von einem Spatz lernen mussten, dass man einen langen Balken möglichst nicht quer durch ein Tor transportieren sollte, mag da typisches Beispiel sein. Die Geschichte vom Bäuerlein, das seine Ziege einfach hinter der Eisenbahn angebunden transportieren wollte, hat es sogar bis ins Volkslied gebracht. Auch alle anderen Geschichten, die solche „Schwabenstreiche“ belegen wollen, werden allzu gerne erzählt.

Darunter ist auch die Geschichte der Bopfinger, die sich ihren Namen“ Gelbfüssler“ auf folgende Weise verdienten:
Ein erfolgreicher Bauersmann, der all seine Eier zum Markt bringen wollte, soll, weil im Tragekorb dafür zunächst nicht genug Platz war, diese einfach mit den Füssen etwas passender hineingestampft haben. Es heisst ja immer :“Schadenfreude ist die beste Freude“.

Dieser Name wurde von den eher bedächtigen Riesern dann später auf den ganzen Menschenschlag auch hinter dem Jura von Ulm bis Heilbronn ausgeweitet, die ihrerseits schoben den Namen weiter auf die im Nordwesten lebenden Badener. Wer sind jetzt also die „ Gelbfüssler“?
Für alle Rieser und damit auch alle Rest-Bayern also die Baden-Würthemberger!

Walter Stöhr´s (1913-2006) ursprüngliche Heimat war Donauwörth am Rande des Rieses, genauer das kleine Kaff Wörnitzstein im Norden davon, eben noch gerade fast im Ries. Entgegen der schnöden wortkargen Art waschechter Rieser war er ein außergewöhnlich liebenswerter und netter Mensch und ein ungewöhnlich begabter „Dampfplauderer“. Nie ging ihm das Gesprächsthema aus, immer hatte er wieder eine neue nette Geschichte auf Lager und fand so schnell hingebungsvolle Zuhörer.

Als ehemaliger Kunstlehrer am Gymnasium Sankt Anna bei Augsburg fiel ihm der Übergang ins Rentneralter keineswegs schwer , galt seine besondere Vorliebe ja den kunsthistorischen Vorträgen, die er nicht nur mit seinen tausenden Dias verbildlichte, sondern gerade auch durch sein charmantes witziges Geplaudere mit viel Hintergrundwissen füllen konnte.

Auch kleine und große Studienreisen gehörten in sein Repertoire, die allesamt immer restlich überbucht waren. Seinen treuen „Jüngern“ händigte er zur Aufarbeitung des Gesehenen in alter Lehrermanier immer stolz ein handschriftlich geschriebenes und mit kleinen Skizzen erklärendes DinA4-blatt aus.

Für die unermüdliche Vorbereitung seiner Vorträge und geführten Studienreisen verbrachte er Stunden mit alter Leica-kamera und Belichtungsmesser vielerorts. Oft saßen seine Frau und der quengelige Sohn schon längst wartend im Auto vor den Pforten, da griff er flugs zum schwarzen Tintenstift und hielt einige interessante Details in seinen postkartengroßen Skizzenbüchern fest. Jetzt drängte die mit warten auf die richtige Foto-Beleuchtung zu schnell verstrichene Zeit und innerhalb von weniger als einer Viertelstunde waren die Zeichnungen mit schnellem Strich fertig gestellt. Dieses „impressionistische“ sichere und schnelle Festhalten macht heute aber gerade Ihren Reiz aus.

Das Haus der Kulturen in Diedorf zeigt diese über 50 Skizzenbücher, die so nebenher im Zeitraum von 30 Jahren entstanden sind, in einer Ausstellung zum Thema :“Heimat und Fremde“ ab dem 1. Mai 2017. Die Ausstellungseröffnung wird mit einem Künstlerfest mit vielen Attraktionen und vielen Gästen begleitet.