Diedorf: Maskenmuseum 2012 | In rauen Gegenden auf der nördlichen Hemisphäre kam der Mensch und seine sozial organisierten Stammessiedlungen oftmals in Kontakt und Auseinandersetzung mit den Wolfsrudeln. Diese waren den menschlichen Hirtenverbänden und Jagdgruppen oftmals durch Organisation stets aber durch Kraft und vor allem Schnelligkeit überlegen.
So war oftmals sicher auch der Wunsch vorhanden ,im Kollektiv es bei der Jagd den Wölfen gleich zu tun. Bei vielen Naturvölkern des Nordens soll nach allgemeinem Glauben der Schamane sich im Traum auch in einen Vogel oder einen Wolf verwandeln können, um die ungeheuren Entfernungen zum Traumland schneller bewältigen zu können. Der Körper wird hierbei zurück gelassen.
Solche Verwandlungen kommen sowohl in den Erzählungen der sibirischen Völker, wie auch der nordamerikanischen Indianer vor. Bei diesen war es auch eine viel erprobte Jagdtechnik, sich unter dem Fell eines Coyoten verborgen an das Wild, im besonderen die großen Bisonherden heran zu schleichen. Die Bisons, die vom Geruch der Wolfshäute abgelenkt waren und die heranschleichenden Indianer mit Ihren umgebundenen Fellrücken auch so nicht wahr nehmen konnten, waren so leicht zu überlisten.
Weit verbreitet war auch die Vorstellung vom Urahnen in Tiergestalt.
Durch Fasten und Entbehrungen glaubte man , im Traum sein Totemtier sehen und erkennen zu können. Diese Verwandschafts-Beziehung machte eine Verfolgung oder gar den Tod des Totemtieres für alle Angehörigen des Wolfsclans unmöglich. Eine besondere Rolle spielt hierbei der Coyote und der Wolf auch bei den Indianern der Nordwestküste, wie z. B. bei den Quileute und Mandah in der Umgegend von Forks dem Drehort der modernen Twilight-film-saga.
Schon in frühen europäischen und nordafrikanischen Höhlenzeichnungen sind Zauberer und Schamanen mit Tierverkleidung als Hirsch, Stier, Höhlenlöwe aber auch in Wolfsgestalt zu finden.
Im Gegensatz zum Bär, dem man in verschiedenen sibirischen Kulten als Botschafter zu den Göttern huldigte und ihn durch Ritualtötung opferte, scheinen Wölfe zwar gejagt, selten aber richtig verehrt worden zu sein.
Herodot(IV,105) berichtet: Die Skythen und die im Skythenland wohnenden Hellenen behaupten, jährlich einmal verwandelt sich jeder der neuren für einen Ta in einen Wolf und trete dann wieder in den menschlichen zustand zurück.
Bei kultischen Festen dieser Volksstämme nördlich des Kaukasus wird von einer körperlich-geistigen Vereinigung mit einem wolfsgestaltigen Gott gesprochen. Adepten legten dabei ein blutiges Wolfsfell an, das durch den Kontakt mit dem menschlichen Körper an diesen anwachsen sollte. Mit der indogermanischen Wanderung aus diesen Gebieten zwischen Schwarzem Meer und Ural brachten die Kurganvölker und später die Prototürken diese Geschichten in die griechische Mythologie ein.
Im gebirgigen Arkadien im Zentrum der griechischen Peloponnes unter den Hirtenvölkern wurde Pan und auch Zeus nach gesagt auch in der Gestalt eines Wolfes erscheinen zu können. Eher jedoch war es jedoch eine recht übliche Strafe, die auf zu ausschweifenden Lebenswandel im Besonderen auch das Verspeisen von Menschenfleisch folgen musste, von den Göttern von der menschlichen Gestalt in einen Wolf verwandelt zu werden. Literarisch verbürgt ist diese Strafmethode von den genannten beiden Göttern, aber auch von der mesopotamischen Ischtar.
Bei beiden Kulturen erfolgt auf dieses kannibalische Verbrechen auch gleich auf dem Fuße die Sintflut zum Auslöschen der bisherigen ( in Griechenland der „ehernen“) Menschenrasse. Dort wird lediglich Deuterion, das literarische Vorbild für Noah, mit seiner Arche (wahrscheinlich vor den Tsunamis beim Untergang Santorins) gerettet.
Viel bekannter war die Verehrung des wolfsgestaltigen Faunus (die römische Form des Pan) an den Lyperkalien. Faunus war der Gott, von dem die Hirten Schutz vor den Übergriffen der Wölfe erbaten. Dazu musste man Ihm natürlich auch eine Ziege aus der Herde überlassen. Er war für seine Zügellosigkeit bekannt und ein Gott der wilden Natur.
Ebenso wie Pan sollte er auch für die Fruchtbarkeit unter den Herden und Nachwuchs bei den Frauen sorgen. Der Brauch mit Ruten oder Kuhschwänzen auf weibliche Besucher bei Krampusläufen ein zu schlagen, geht wohl auf den Brauch der lupercalischen Priester zurück sich mit Wolfsfellen zu bekleiden und auf Bitten der ohne Nachwuchs gebliebenen römischen Damen diese mit Fellstreifen zu schlagen.
Möglicherweise lässt sich ja auch die Geschichte der Wölfin, die Romulus und Remus, die Stadtgründer von Rom aufgezogen hat, in weiteren Rahmen in diesen Kult der Lupercalien ein ordnen. Wie viele alte Kulte, wurden natürlich auch die Lupercalien spätestens seit dem Frühchristentum erfolgreich verdrängt.
Obwohl Wölfe bei uns ja längst ausgerottet waren und nur in geringstem Maß rekultiviert wurden, gibt es heutzutage allerdings immer noch den Brauchtum der Wolferer, das aber keinesfalls mit einem alten Kult in Verbindung gebracht werden kann:
In frühen Zeiten, als es noch Bären und Wölfe gab, kamen diese den Dörfern im Winter beträchtlich nahe und gefährdeten dadurch nicht nur die in den Ställen untergebrachten Haustiere ,sondern sogar Kinder und alte Leute. Bevor im Frühjahr die umliegenden Felder wieder versorgt werden konnten, musste man die wilden Tiere, dann natürlich erst einmal wieder vertreiben. Dazu schnallte sich eine Gruppe aus jungen Männern, die Wolferer, große Glocken um den Bauch und versuchte auch durch Klopfen auf große Kessel und lautes Schreien möglichst viel Lärm zu machen.
Nicht alle Berufssparten durften sich im Dorf niederlassen. Vor allem die Köhler, die durch den Umgang mit Feuer für die strohgedeckten Holzhütten eine große Gefahr darstellten mussten auch sinnvollerweise wegen der benötigten großen Holzmengen besser im Wald selbst leben. Vermeintlich gotteslästerliche Berufe wie Hebammen und Kräuterfrauen, die ja meinten, es gäbe bei Krankheit eine bessere Lösung wie ein frommes Gebet, waren ebenso aus den Dorfmauern verbannt. Alles was sich also draußen im Wald aufhielt, konnte mitnichten gut und menschenfreundlich sein. Auch die gesamte Natur, die nicht gerodet und als Acker, Garten und Wiese beschafft werden konnte (Landschaft), war, weil sie sich nicht dem Menschen untertan zeigen wollte böse (land(e)scape). Sicher wurde dieser Glaube dabei auch durch marodierende Räuberhorden, die aus den Wäldern kamen, unterstützt. So entstanden also die Geschichten vom „Wilden Mann“ vom „greenman of the woods“, aber auch den „Rotschägäten“ des Lötschentales in der Schweiz, die man sich alle hinter zottigem Pelz verborgen als unzivilisiert, brutal und grausam vorstellte. In vielen Sagen und in verschiedenen Fasnachtsgestalten des Alpengebietes tritt der wilde Mann als baumbartbewachsener Riese auf.
Im internationalen Maskenmuseum Diedorf kann man in der Zeit von Halloween und den Rauhnächten nicht nur entsprechende Masken bewundern, nein man kann sie aufsetzen und sich sogar bei einer Gruselführung mit Taschenlampe durch Museum führen und so seinen Mut für Halloween stärken lassen.
Zur Zeit ist als Sonderausstellung auch eine Schau von Reiterfiguren aus unterschiedlichen Kulturkreisen zu bewundern.
Das Museum kann nur mit Voranmeldung unter 08238/60245 oder die Gemeinde Diedorf 08238/300426 besichtigt werden. www.maskenmuseum.de
- barberinischer Faun ,ermattet auf dem blutigen Wolfsfell ausgestreckt – oder ist das Lüsternheit? zu sehen in der Glyptothek in München
- buttenmandl von marius brandner
- litauen wolf/bär
- hund aus baumschwamm
- wurzelwolf
- lederhosenwolf pinzgau