Ausstellung: Regenzauber in der Sahelzone – Totem und Maske
Tiere als Ahnen –
In unserer Sonderausstellung: Masken der Sahelzone zeigen wir circa 80 authentisch alte und getragene Masken aus den Ländern Mali und Burkina Faso.
In diesen besonders trockenen Landstreifen im Süden der Sahara gibt es fast kein Wild und viele der Menschen sind , sofern sie nicht als Händler, Niger-Fischer oder als Handwerker tätig sind, entweder herumziehende meist islamische Viehzüchter oder arme Bauern, die oft sehr stark von animistischem Ahnenkult geprägt sind.
Fast nur unter diesen schwer schuftenden Feldarbeitern hat sich traditionelles Maskenwesen erhalten. Da alles Überleben vom Regen abhängig ist, der in diesen Breitengraden oft nur ganz kurze Zeit zur Verfügung steht und dann oft sogar über Jahre fast ganz ausbleibt, ist das wesentlichste Ziel auch der Religion, sich den Regen zu sichern und/oder den Moment der Regengüsse vorherzubestimmen.
Diesem Zweck hat sich sogar die Ahnenverehrung und die Ehrung der verstorbenen Verwandten untergeordnet. Man braucht die Verstorbenen , um von Ihrer besseren Sicht aus , den Beginn des Regens besser bestimmen zu können. Besonders erfahren sind natürlich die Urahnen. Manche stellt man sich auch in Form von einigen wichtigen, immer wieder in unterschiedlichen Stämmen ähnlich verehrten Tieren vor.
Hier zeigt sich Nähe zum Totemismus. Besonders wichtige Tiere aus der Zeit der Ahnen sind: Antilope, Chamäleon, Krokodil, Affe, Hyäne, Marabu und in diesen Regionen auch andere Vögel wie die Eule und der Falke. Letztere Vögel sollen durch Ihren nahen Kontakt zu den Wolken, am ehesten den Zeitpunkt ihre Entladung voraussehen können und so wie der Falke dies dann auch im senkrechten Sturz zur Erde zurück mitteilen können. Gerade Eulen,- und Falkenmasken findet man beim Stamm der Bobo und verwanden Stämmen im Westen von Burkina Faso und Nordghana. Erstere erscheinen durch die großen konzentrischen Augen fast schon wie große kombinierte Schiessscheiben. Bei den Bamana gibt es neben vielen der vorgenannten Tiermasken im Kore-bund vor Allem Maskenaufsätze der Antillope im Tijewara-kult. Beim Tanz dieser Ahnentiermaske scharren die Tänzer am Boden und imitieren den Lauf der Gazelle, die nach Wasser sucht oder schon den Regen kommen spürt. Jeder Bezirk sieht dieses Tier ein wenig anders und stellt es mehr oder weniger abstrakt in der Schnitzerei dar. Nur wer Erfahrung hat so wie die Ältesten oder weise seine Beziehungen zu den Göttern einsetzt , so wie schon längst verstorbene Urahnen und Totemtiere, kann den Menschen dieser Region von echtem Nutzen sein und wird deshalb besonders geachtet. Auch bei den Mossi im Südosten von Burkina Faso spielt natürlich die Vorraussage des Regens eine besondere Rolle. Regenmacher, Zauberpriester und Hellseher ziehen von Ort zu Ort . Obwohl meist aus fremden Stämmen, werden sie mit Sehnsucht erwartet, um mit der Saat beginnen zu können.
Ganz besonders zurückgezogen und alter Tradition verpflichtet leben die Dogen , die die Wohnungs,- und Landeserben von Buschmannkulturen des Neolitikums (Telem) geworden sind. Sie konnten Einflüsse der westlichen Missionare ebenso fernhalten wie die Lehren des Islam, der im Norden besonderen Einfluss gewinnen konnte.
Ihre Masken und Maskenaufsätze gehören , obwohl meist sehr derb, abstrakt und spröde gehalten, mit zum Interessantesten und Gesuchtesten der europäischen Maskensammler . Hier und auch bei den Masken der Bamana und Bobo liegt der Schwerpunkt der Maskensammlung des Museums.
Daneben haben es dem Museumsleiter, dem Kunsterzieher Michael Stöhr besonders auch die Stabmaskenaufsätze der Fischer und Bootsbauer der Nigerinseln angetan, Die buntlackierten Masken der Bozo Durch die expressive Farbigkeit aus Resten von Bootslacken und die phantasievolle Einbeziehung von durch Schnüre beweglichen Figuren und anderen Maskendetails, sind wir auf verschiedenen Ebenen modernem europäischem Kunstwollen sehr nahe. Künstler wie Tinquely oder sogar die spielerische Farbigkeit von Kandinsky, kommen einem in den Sinn. Im Museum werden diese Tiermasken wie auf dem Steckgerüst eines Stabpuppenspielers nebeneinander und miteinander korrespondierend auf einem Baustahlgitter präsentiert – aus Platzgründen allerdings schon in der Sonderausstellung der Tiermasken im Untergeschoss.