Frühlingsboten der großen Göttin im Maskenmuseum Diedorf

3. Teil : Das wieder erweckte Brauchtum

Roller aus Imst verkörpern den Frühling und die neue Kraft der wieder auferstehenden Natur
 
Hansele Überlingen, metallisch bunt schimmerndes schwarzes Gefieder beim Waldrapp
 

Das internationale Maskenmuseum Diedorf zeigt interessierten Besuchern nicht nur etwas modernere Variationen solcher europäischer Maskenkulte aus dem 19. und 20. Jhdt., sondern es beleuchtet bei Führungen auch deren alte und neue Hintergründe und deren lokal verschiedene Ausprägungen. Tatsächlich lassen sich fast alle maskierten jahreszeitlich festgelegten Brauchtumsveranstaltungen bis auf diese alten Bräuche zurückführen, wenngleich manche, so wie die Aktivitäten der Faschingszeit noch weit mehr durch jüngere Anlässe geprägt wurden. (z.B. römische Saturnalien, mittelalterliche Schausteller- und Zunftwagenumzüge).

Studenten*innen der Uni Augsburg, die als Volkskundler, dieses alte und neuere Brauchtum untersuchen wollen, veranstalten seit Jahren in Diedorf und anderen Gemeinden der Umgebung mit den alten Masken aus dem Maskenmuseum , zotteligen Fellkostümen, Glockenklang und viel Lärm einen brauchtumsorientierten „Perchtenlauf“, der Muttergöttin Perchta (Persephone) mit Ihren Tierbegleitern.

https://www.youtube.com/watch?v=tEhY21AWTj4
https://www.youtube.com/watch?v=01c6w_xBPbI

Im Maskenspiel sollen in unserer aufgeklärten Zeit nicht nur die alten Kulte in Erinnerung bewahrt werden, sondern vor Allem auch ein modernes Verständnis für die Erhaltung der natürlichen Umwelt unseres Planeten aus den alten Naturkulten entwickelt werden.

Neben diesem winterlichen Tiermaskenlauf möchten wir jetzt einen weiteren Maskenbrauch mit der Natur neu wieder beleben, dessen Kenntnis bei uns vom christlichem Brauchtum ganz überlagert wurde: Fronleichnam (ähnlich auch Ostern und Pfingsten).

Mit Rückkehr der Zugvögel oder kurz davor (in ganz Europa), beim Erwachen der Bären aus dem Winterschlaf(Osteuropa) zogen junge Männer in wildem Laufschritt von Haus zu Haus und von Feld zu Feld. Einige waren mit dem alten Stroh des letzten Jahres als Pfingstbären (Oberpfalz, Franken, Hessen) verkleidet und sollten sicher auch durch dabei herausgeschüttelte Samen die Fruchtbarkeit der Artenvielfalt bei der Aussaat garantieren.

Lokal verschieden dazu sollten in Südtirol und Slowenien mit bunten Blüten und Stoffstreifen bekränzte Jungmänner wieder den Blütenzauber und die Fruchtbarkeit beim Lauf über diese Felder anregen. Die mit wertvollen Gewändern schön geschmückten „Tresterer“ im Pinzgau stampfen beim Besuch von Haus zu Haus die Muttergöttin unter der Erde wach.

Die Rückkehr der geflügelten Boten der Göttin gab den Startschuss für das Brauchtum von Wasservogel, Seelvogel und ursprünglich auch der Schnabelperchten wie im Rauris, der mit Stoffstreifen gefiederten „Hansele“ am Bodensee, und der vogelschnäbligen „Pestmasken“ in Venedig. Waldrapp, Ibis, Storch und Co. sollten auch an Ihre Aufgabe erinnert werden , nicht nur für den nötigen Regen bei der Aussaat , sondern auch an das zu erhoffende Sich-regen im Bauch der jungen Mütter erinnert zu werden.