Fasten, Fasnacht und Verkleidung- Leben mit der Jahreszeit und den Naturkatastrophen

Fasten, Fasnacht und Verkleidung- Leben mit der Jahreszeit und den Naturkatastrophen

Für die Bettelmaske aus Timor wurde oft nur ein geteilter Kalebassenkürbis - eine zerbrochene Holzschale oder ähnlich Einfaches verwendet.
Für die Bettelmaske aus Timor wurde oft nur ein geteilter Kalebassenkürbis – eine zerbrochene Holzschale oder ähnlich Einfaches verwendet.

Diedorf: haus der kultur(en) | Dezember 2004: Der Tsunami hatte sein salziges Wasser über die Küsten bis in die ebenen Lagen der Reisfelder Timors hineingespült. Hier im Südosten Indonesiens waren die tödlichen Wogen weitgehend ab geschwächt und soweit bekannt war wohl glücklicherweise keiner in den Dörfern durch die direkten Auswirkungen der Katastrophe ums Leben gekommen. Doch so kurz vor der Aussaat war der Boden für weitere Aussaat hier verseucht und anstelle der gewohnten zwei Ernten würde es hier keine einzige Reisernte geben.
Natürlich war man nicht versichert. Wie auch, wo man sich doch sonst immer aufeinander und das ewig gute Klima verlassen konnte.
War bei einem der Kleinbauern die Ernte schlecht aus gefallen, so war man es gewohnt, sich durch einen Bittgang beim momentan besser situierten Nachbarn ein wenig Korn zur Überbrückung und zur nächsten Aussaat zu erbetteln.
Freilich würde man dann als Bettler da stehen und das Gesicht verlieren. Aber gerade wegen der oft etwas unregelmäßig ausfallenden Ernten würde man , so war es hier Brauch, eine einfach gefertigte Maske aufsetzen und so versteckt (und natürlich trotzdem erkannt) um ein paar Scheffel Reis bitten.
Timor ist weit weg – . Besser gesagt fast genau auf der anderen Seite der Erdkugel.

Nun, sollten wir zur Kirche gehen, dann werden wir uns nach Aschermittwoch mit einem verstohlenen Blick auf unseren Kirchenbanknachbarn nicht nehmen lassen, ein 50Cent-stück (von weitem kaum von einem Zwickel zu unterscheiden) großzügig in die Kollekte von „Brot für die Welt“ klingen zu lassen. „Ob das wohl ankommt???“

Timor ist weit weg.
Hier bei uns in den Stauden, hier bei uns in Bayern, in den Alpengegenden war es bis Ende des 19. Jhdts. für ärmere Arbeiter und Taglöhner durchaus sinnvoll, die Essensreserven während der Winterzeit besonders gut ein zu teilen . Die kleine Ration Äpfel und Erdäpfel waren im Keller der einfachen Siedlerwohnungen kühl gelagert, die Gelberüben und Wurzelknollen im Sandbeet frostsicher vergraben, Nüsse und Maronen lagen trocken im kleinen Speicherabteil ausgebreitet. Wehe dem, der hier beim winterlichen Einlagern nicht genau aufpasste oder gar nicht genug auf die Seite legen konnte.

Der Winter war hart und sehr lang. Waren die Vorräte verbraucht, blieb spätestens ab Dreikönig meist nur mehr das Fasten. Sollte man zum Bauern, dem reichen Nachbarn, gehen, und zur Fastennacht noch um ein wenig Speck bitten, um noch über den Winter zu kommen? Dort beim Großbauern, fiel das bisschen Erbettelte doch nicht ins Gewicht. Nach Aschermittwoch sollte ja doch alles an Fett, Fleisch und alle anderen tierischen Produkte zur Fastenzeit entweder schon aufgebraucht oder aus dem Hause sein. Aber der Bauer würde dann trotz Allem doch wieder einmal sagen: Ihr armseligen Tagelöhner, ihr Habenichtse. Wer nicht fleißig im Sommer gearbeitet hat, soll auch im Winter nicht essen. Man würde sein Gesicht verlieren. Doch sollte man nicht doch wohl eher vor Allem an die eigenen hungernden Kinder zu Hause denken.

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