Lauft’s davon! …die Diedorfer Storchenschnäbler kommen!!
Wann? 01.02.2012
Wo? Maskenmuseum, Lindenstraße 1, 86420 Diedorf
Diedorf: Maskenmuseum | Haben Sie es neulich gesehen? Da staksten doch tatsächlich so an die 30 Störche über die Schmutterwiesen in Diedorf – just da in den Feuchtwiesen, wo gleich daneben das Gymnasium gebaut werden soll, taten sich an Frosch, Lurch, Heuschreck und Co. gütlich, statteten auch noch marsch, marsch in ganzer Kompanie dem Dach des Bürgerhauses einen Besuch ab um sich dort dann in aller Gemütsruhe in schönem Gruppenbild vom Fotographen ablichten zu lassen und sich letztlich irgendwann -weiß der Piepmatz wohin- in ferne wärmere Lande ab zu setzen .
Diedorf – Storchenhochburg an der Schmutter – so was hast Du aber auch noch nicht gesehen!
Oder vielleicht doch?
Als ich mich jetzt am Ende der Herbstferien doch nach all dem Stress mit dem Museumsumbau doch noch für ein paar wenige Tage in den nahen Osten -will sagen die südosteuropäischen Länder – nach Macedonien, Südungarn, Nordkroatien, Istrien und Südslovenien abgesetzt hatte, um dort für mein Museum wieder ein paar seltene traditionelle Masken zu entdecken und evtl. für das Maskenmuseum in Diedorf zu sichern, war ich völlig überrascht: Denn dort in der Gegend des kleinen Ortes Cacovetz im Norden Kroatiens ganz an der Grenze zu Ungarn war ich in ein kleines Dorf gekommen, in dem ein mit Storchenmasken ausgeübter alter Brauch im Frühjahr den Feldern wieder neue Fruchtbarkeit bringen sollte.
Ganz genau lies ich mich von einem in altkroatischen Traditionen sehr kundigen ehemals in Deutschland als Automechniker tätigen älteren Schnitzer und Maskengruppenobmann mit diesem Frühjahrsbrauch bekannt machen. Hergestellt werden diese Storchenkopfaufsätze aus zwei ganz einfachen zugespitzten und mit einem Lederstückchen als Scharnier versehenen Dachlatten, die durch eine Schnur gegen einander gezogen werden können. Dieses laute Geklapper der Storchengruppe soll traditionell den Winter vertreiben und Feldfrüchte sowie Gras wieder aus dem Winterschlaf aufwecken und zum Wachsen bringen . Gehalten werden diese Kopfaufsätze an langen Stangen hoch hinaus, so dass man meint, den langen Storchenhals zu sehen, wenn versteckt unter einem halbwegs weißen Leintuch die jugendlichen Träger diese Köpfe hin und her drehen und mit der Schnur den unteren Schnabel klappernd bewegen. Obwohl schon längst über den Februar hinaus, waren die jungen Enkel des Schnitzers bereit, mir mit einigen Freunden den Auftritt dieser Störche vorzumachen, die Im Lauf von Bauernhof zu Bauernhof den Frühling einziehen lassen.
Eindrucksvoll! Phantastisch!! Wie beneidenswert ein Dorf ,das so alte Traditionen pflegt!!!!
Und ebenda musste ich an meine frühere Idee denken, Diedorf uraltes Brauchtum in neuer Form wieder zu geben:
In einigen kleinen Gemeinden in den Stauden und im Landkreis ist in einfacher Form noch lebendig, was früher mal nicht nur in Schwaben , sondern in ganz Süddeutschland Brauch war: Der „Wasservogel“lauf um Pfingsten. Eingepackt in Blatt- und Zweigbündel wird der „Wasservogel“ oder genauer der Junge, der ihn spielt, immer wieder mit ganzen Kübeln und reichlich Wasser überschüttet und muss so die fruchtbarkeitsspendende Flüssigkeit zur Saat auf den Feldern bringen. Natürlich das war es doch: Gerade der Storch ist als Bewohner der Sumpfwiesen ebenso wie der europäische Ibis (der Waldrapp) schon seit Urzeiten ein Tier, das die Seelen der Verstorbenen in die Ferne geleitet und gleichzeitig die wiedergeborenen Seelen – frisch zappelnd wie ein Frosch- aus den Sumpfwiesen pflückt und den werdenden Müttern bringt. So zumindest soll in den südeuropäischen Ländern und um Venedig herum die Vogelmaske (Bauta) entstanden sein, die später auch von den Doctores bei der Pest zum gleichzeitigen Schutz getragen wurde.
Der „Wasservogel“ als Bote des Frühjahrs – unsere Diedorfer Störche – ein Baseler Fasnachtskundler und Künstler und schon war die Idee aus der Taufe gehoben. Wir brauchen neben den Diedorfer Germanen (Hier gab es noch nie Germanen außer heutzutage zu Fasching!) einen traditionell und real viel verwurzelteren Brauch: Eben die „Diedorfer Storchschnäbler“ ,die eben wie der Wasservogel den Winter vertreiben und das Frühjahr einläuten.
Sepp Schnyder, unser Baseler Fasnacht Spezialist und Maskenkünstler, der uns als Mitglied des Fördervereins sehr verbunden ist, hat im Feuer aller Begeisterung schon an die 20 herrliche Storchenschnäbler mit Klapperschnabel geschaffen, mit dem man sogar mit dem gesamten Mut einer Jugendgruppe wie manchenorts im Allgäu, in Immenstadt usw. traditionell üblich den Mädels in die nackten Waden zwicken darf . Eine Tradition wäre wiedergeboren aber natürlich bräuchten wir noch begeisterte junge oder alte Storchengeher! Unter Umständen liese sich ja die Einschränkung auf junge unverheiratete Männern, wie sonst üblich, aus weiten. Besonders gerne gesehen wäre ja auch der Heimat- und Vertriebenverband. Gleich nördlich von Cacowetz in Südungarn nördlich von Pecs und Mohacs saßen ja schon immer die Donauschwaben, die tradionell, wie ich jetzt jüngst sehen konnte, auch noch reges Maskenwesen hatten.
Aber was ich jetzt schon wieder ganz vergessen hatte:
Sie kommen!
Nein nicht die Storchenschnäbler aus Podturen bei Cacowez, nein die Frühjahrsbringer aus Hruska in Südslovenien – die Blumari. Wann ? Ende Januar soll ja auch dann doch hoffentlich wieder endlich der Winter aus Diedorf vertrieben werden. Alle einverstanden? Eingeladen wurden sie bereits zum großen Fasnetslauf nach Freiburg, wollen in Diedorf Halt machen , nach dem Rechten schauen, schnell den Winter vertreiben, mit ihren blumengeschmückten hohen Hüten den Frühling begrüßen, ein Kostüm für unser Maskenmuseum da lassen, damit Herr Stöhr in Zukunft diese Aufgabe vom Maskenmuseum aus delegieren kann – ach ja und da wäre es eigentlich schon super, wenn wir in Diedorf sie mit unseren Storchenmasken begleiten könnten- wenn Sie Ende Januar gerade nichts Anderes zu tun haben.