Berufschüler aus Landsberg gestalten in der Freizeit Masken für den Religionsunterricht

Wann? 31.05.2011

Wo? berufsschule, Bobingen DE

Bobingen: berufsschule | Unter Leitung Ihres Religionspädagogen Herrn Höhn gestalteten Schüler der Berufsschule Bobingen (vor allem Bereich Metallbau) teils in den Werkstätten ihres Betriebes, teils auch zu Hause Masken. Da hierbei von allen Beteiligten hervorragende und besonders interessante Ergebnisse erreicht wurden, werden diese Masken jetzt an der Schule in einer hervorragend auf bereiteten Ausstellung gezeigt. Alle Arbeiten verdienen unbedingt der künstlerischen Beachtung und sind in jedem Falle auch gerade Ihren Besuch wert.

Auch all die Aspekte der Maske von der Psychologie bis zur Kulturwissenschaft werden in dieser Ausstellung aufgeschlüsselt.
Ich (Michael Stöhr, Maskenmuseum Diedorf)wurde gebeten, zu einigen der Masken einen Kommentar ab zu geben, was ich gerne mit Freude tun würde.
Jede Maske ist so interessant geraten, daß man stundenlang über Ihre Hintergründe sinieren könnte. Leider ist meine Zeit gerade durch den Totalumbau des Museums und an der Schule durch den doppelten Abiturjahrgang voll anderweitig belegt. So ist es mir leider nur möglich, aus der großen Fülle an herrlichen aussagekräftigen Maske eher zufällig zwei aus zu wählen und hierüber zu schreiben.

Über die Maske“Der Gasmann“ (Rießner/Ziegler)

„Gleich auf den ersten Blick besticht diese Maske durch Ihre klaren und einfachen Formen. Das schöne ebenmäßige Rund des Gesichtes, vollkommen wie die Scheibe der Sonne am Himmel, wird harmonisch ergänzt durch die Kreise ihrer „Planeten“ Mund und rotes Augenrund. Fest zusammengehalten wird das Objekt durch die proportionierenden Größenverhältnisse des goldenen Schnittes dieser Elemente zu einander. Abwechslung entsteht bei diesen drei kreisförmigen Teilstücken neben dem aus den drei klaren Farben Schwarz, Rot und Grau gebildeten Farbklang vor Allem aber durch die unterschiedlich in die Raumtiefe gehenden Dimensionen. Ganz flach war das Blech der Gesichtsform, greifbarer schon der rote Augenring, zylinderförmig letztlich aber der Kolben des Mundes. Nun krümmt sich aber das schwarze Blech in den Raum hinein und nimmt durch die hierbei entstehenden ovalen Perspektiven des Kreises wiederum Beziehung zu den Mandelformen des noch verbliebenen und bisher unerwähnt geblieben gelben Auges auf .“

So oder ähnlich schwärmend hätte wohl ein Kunstkritiker, ein Lehrer der „Bauhauschule“, diese interessante Maske zu beschreiben versucht.
Ganz anders dagegen würden ein Kulturhistoriker oder Ethnologe, ein Psychologe oder gar ein Philosoph, die sicher versuchen würden, Beziehung zu anderen bekannten und ähnlichen Objekten in den unterschiedlichen Gesellschaftsformen aufzubauen und unter ihren jeweiligen Wissensschwerpunkten nach der Gedankenwelt hinter dem Objekt zu forschen, sich dieser Maske nähern :

„Unzweifelhaft soll uns schon der Titel der Maske und das verwendete Mundstück an eine Gasmaske erinnern. Hier mag man einerseits an die schrecklichen und für viele Ältere traumatischen Erlebnisse während der vergangenen Weltkriege und Ihre leider auch heute noch moderne Aktualisierung durch Kampf- und Tränengaseinsatz während des Bürgerkrieges in Ägypten, Lybien und Syrien denken.
Andererseits scheint ein mit einer Gasmaske vermummter und verunstalteter Mensch sicher aus unseren von solchen Gräueln freien Lebensräumen verbannt und eher aus einer filmischen Scheinwelt entstiegen zu sein, wäre da nicht die auch bei uns unterschwellig erlebte Angst vor Terrorismus, Amoklauf, biologischen Laborunfällen und Atomkatastrophen.

Lässt solcher Art Vermummung nicht auch an die verhüllende und durch Glöckchen und Schnarren laut auffällige Verkleidung von Lepra- und Pestkranken in Mittelalter und Barock denken, deren hässliches Äußeres vor den Augen der Gesellschaft verborgen sein sollte ?
Wäre ein Terrorist, ein Amokläufer nicht auch ein Kranker in den Augen unserer Gesellschaft, über den man wegen seiner andersartigen Auffälligkeiten in einer Art Selbstbefreiung vor eigener Angst üblicherweise lachen gern lachen würde ?“
Nun würde der Ethnologe hier sicher auch auf all jene anderen Masken hinweisen, die durch Ihr verunstaltetes und schief verzerrtes Gesicht Krankheiten darstellen sollen, auf der einen Seite durch ausgeprägte Hässlichkeit also alle fremden Krankheitsdämonen abschrecken sollen andererseits aber bei ihrem Auftreten im Maskentheater die Zuschauer in besonderem Maße erheitern sollen.
Der Kulturgeschichtler würde hinzufügen, dass ja die Gesichtsfarbe schwarz in unserer europäisch hellhäutigen Gesellschaft schon immer die Farbe für das beängstigend unbekannte Fremde gewesen sei, was ja im Kinderspiel: “Wer fürchtet sicht vor´m schwarzen Mann bewiesen werde. Andererseits sei ja auch in Afrika bei Kindern die Angst vor dem Bleichgesicht die Angst vor dem bleichen Tod, dem lebenden Toten.
Abschließend würde sich vielleicht darauf auch der Farbenpsychologe noch zu Wort melden und erzählen, dass ja die auffällige Farbe Rot für Blut und Lebensaktivität stünde, dass das wie vom Zitronengeschmack zusammengezwickte schmutzig gelbe Auge, wie ja Altvater Goethe schon beschrieben hätte, für das Bittere und Saure stünde und damit Neid und Ekel für die Welt im Blick assoziieren ließe. Grau stünde dann für tägliche Monotonie und das Schwarz für die Leere und das Nichts.
Ebenso, würde sich jetzt der Philosoph zu Wort melden, könnten wir doch das Rund des schwarzen Gesichtes eben auch als Reminiszenz an den Neumond deuten, der eben, weil er uns kein sichtbares Licht , keine klar erkennbare Form mehr böte, schon von vielen früheren Kulturen eben als nicht mehr vorhandener Mond, als gestorbener Mond und mögliches Symbol für die Auferstehung verstanden worden war.
Vielleicht haben unsere Gelehrten auch hierüber noch eine ganze Weile diskutiert.

Immer alles so zerpflücken, denke ich mir da, das kann es doch nicht nur alleine sein!
Sollte man nicht die Welt mehr aus dem Gefühl, so aus dem Bauch heraus, komplex und aus dem Erlebnis heraus in Erfahrung bringen?

Die „Augen“ von Stefanie Franz

„ Schau mir in die Augen, Kleines“ sagt Humphrie Bogart in seiner gewollt lässigen Art mit der aus dem Mundwinkel herab hängenden Zigarette im legendären alten Film “Casablanca“, bevor er seine Freundin für immer verlässt. In den beliebtesten Szenen dieses Kultfilms triefen für den heutigen Betrachter schmalzig die Clichees, brodelten aber gleichzeitig auch die Emotionen der damaligen und vielleicht auch noch heutigen Filmbesucher, die sich den Film quasi süchtig nach diesem Aufwallen der eigenen inneren Gefühle immer und immer wieder ansehen mussten.
In meiner Jugend – heute bin ich schon fast 60 – gab es sicher ganz andere Ideale und Überlegungen wie für Euch, trotzdem meine ich mich in den Erlebnissen und Problemen meiner Schüler – ich bin Kunstlehrer – immer wieder selbst zu erkennen. Das ist wohl ganz normal, dass man sich in Andere hinein projiziert.
Ich erinnere mich, dass eines der ersten Bilder, die ich in der Schulzeit mit 15 oder16 Jahren mit dem festen Vorsatz jetzt Kunst zu machen, hergestellt habe, eben auch ein Klebebild aus lauter Augen war, die ich aus allen verfügbaren Illustrierten ausgeschnitten hatte. Das Ausschneiden selber war wirklich viel Arbeit, mehr als ich mir vorgestellt hatte. Ein bisschen war ich aber fast überrascht, wie häufig ich dieses Motiv überhaupt in den Illustriertenblättern vorfand. Natürlich hatte jedes Gesicht gleich zwei davon. Weil es im Gesicht im Gegensatz zu Mund und Nase –die Ohren sind ja meist hinter den Haaren verborgen und fallen nicht so auf – nun wirklich gleich zwei Augen gibt, fühlen wir uns sicher auffälligerweise von diesen gleich zweifach und aus beiden Richtungen in den Blick genommen und fest gehalten und fixiert. Genau so würde man ja auch ein ungestümes Pferd mit zwei Lassos um den Hals, die in zwei unterschiedliche Richtungen gespannt sind, vor dem Aufbäumen zurück halten und damit bändigen wollen.

Unsere Blicke scheinen uns also wohl auch gegenseitig in Erwartungshaltung zu fixieren und zu fordern. Es ist uns meist unangenehm uns gegenseitig zu lange in die Augen zu blicken.

„Was will denn der schon wieder?“, “warum schauen mir den alle nach?“, “Was mache ich den jetzt schon wieder falsch?“ sind Fragen, die uns da oft durch den Kopf schießen, außer man hat sich über lange Zeit darin geschult hat, die Meinung anderer zwar an zu hören, aber in allen Dingen, die man selbst entscheiden darf – und das ist, solange man niemand damit verletzt, wirklich schon eine ganze Menge – möglichst auch sich selbst so zu verwirklichen, wie man das gerne möchte.

Nun ich glaube, wenn ich mich richtig erinnere, war der Anlass für mein eigenes Augenbild damals wohl ein Traum – ob es ein Alptraum war, weiß ich nicht mehr – ,in dem ich wohl auch meine eigenen Empfindungen auf der Traumebene versucht habe zu bewältigen. Nun und dann war es damals in Augsburg auch unheimlich „in“, so zu malen, wie die großen Augsburger Künstler, vielleicht gar wie der große „Lettl“, für den es bei der Industrie- und Handelskammer heute ein eigenes Kunstmuseum gibt. Aber eigentlich war die Zeit für die Kunst des Surrealismus, der versuchen wollte, nach Vorbild der Psychoanalyse im Innern des Menschen verborgene Wünsche und Gedanken in solch einer gemalten Welt auf zu zeigen, war diese künstlerische Mode von so bedeutenden Künstlern wie Salvador Dali, Max Ernst und Marc Chagall schon überall sonst außer im etwas hinter der Zeit nach hinkenden Augsburg längst passe. Als ich nämlich dann etwas später mit meinen surrealistischen Bildern an der Akademie der bildenden Künste in München aufgekreuzt bin, um mich dort für ein Studium zu bewerben, haben mich alle Professoren wegen meiner längst überholten Motive herzlich ausgelacht. Weil ich aber doch ganz gut malen und zeichnen und einiges andere auch sonst noch konnte, durfte ich dann aber trotzdem dort studieren und lernte auch noch eine ganze Menge an anderen Stilrichtungen und Techniken beherrschen. Man lernt dabei, dass es ganz wichtig ist, immer wieder sich selbst und andere aus ganz verschiedenen Perspektiven sehen zu können, dann macht einem sogar das Gelächter oder Getuschel anderer gar nicht mehr viel aus, das man sich ja auch oft nur einbildet.

Habt Ihr eigentlich Eure Maske, bevor Ihr sie fertig gestaltet habt, auch schon mal vors Gesicht gehalten?

Solange eine Maske noch ganz neutral in der Wirkung ist, sieht man im Spiegel ja wirklich nur die Augen als etwas ganz Auffälliges.
Selbst wenn Ihr gerade noch gelacht habt, wirken diese Augen dann doch fast immer eher angstvoll auf gerissen. Freude und Zufriedenheit lässt sich an den Augen allein ohne Ergänzung durch den Mund oder die Fältchen im Gesicht kaum übermitteln.
Hat nicht auch unser Gegenüber vielleicht vor uns Angst, dass er hinter seiner tagtäglichen Maske trotzdem an den Augen erkannt wird?
Aber ,glaubt mir, selbst, wenn man ein- oder mehrmals bei einem Fehler entlarvt wird, das ist doch auch gar nicht so schlimm, wenn man bedenkt, daß ja jeder von uns immer ein bisschen Maske trägt.
Geteiltes Leid ist halbes Leid. Oder?

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