Drachenblut

Achate aus dem alten Burgund

Siegfried erschlägt den Drachen und badet in seinem Blut, das den Körper mit einer kristallharten für jede noch so scharfe Eisenwaffe undurchdringlichen Schicht überzieht… unverwundbar bis auf die kleine Stelle, auf der sich ein Lindenblatt abgelegt hat.

Das kennen wir doch: Helden verherrlichende Sagen, Phantasiewelten ist doch eh klar!

Die ausgedehnte Höhle des Riesentiers mag wohl schon bald darauf eingestürzt sein. Ist der tiefe Einschnitt des oberen Rheintales, der Grabenbruch zwischen den vulkanischen Randgebirgen evtl. Zeugnis dieser gigantischen geologischen Absenkung, oder galoppiert uns hier die Phantasie davon, weil beides wohl doch zu so unterschiedlichen Zeiten stattfand? Immerhin hat Vater Rhein dabei ja seinen ursprünglichen Lauf über das Donautal verlassen und sich abrupt nach Norden gewendet.

Sagenhaft groß ist der Goldschatz über den der Drache gewacht und der dem Drachentöter nach der Tötung des Untieres zufiel. Denn das Gold wurde gerettet, nur um schon bald darauf wieder im Rhein versenkt zu werden. Immer noch gibt es Schatzsucher, die im Zentrum des alten Burgunderlandes rund um Worms im alten Flussbett des Rhein nach Studium aller Dokumente dem legendären Goldschatz der Burgunder auf die Spur kommen wollen.

Vergeblich aber immer noch: das Gold, so die Sage recht hat, ist verstreut weit in den stetig strömenden Fluten des Flusses.

Was aber geschah mit den Strömen an hart kristallisierendem rotem Drachenblut, von dem die Sage erzählt? Tief eingebrochen ist der Rheingraben, verschlungen der sterbende Drache im vulkanisch heißen Gestein. Ist das Blut denn auch mit in die Tiefe gesunken oder hat der Druck der Gebirge es in den dünnen Spalten und Risse der Randgesteine hochgedrückt?

Rot geflammt ist die auskristallisierte Kieselsäure, die der Gesteinsdruck bis zum 80 km entfernten Steinkaulenberg bei Idar-Oberstein gedrückt hat. Dort sind Schatzsucher schon seit 500 Jahren fündig geworden und haben aus den runden Geoden herrlich bunt flammende Schmucksteinscheiben geschnitten. Heute sind dort all die Spaltenfüllungen des legendär blutroten Schatzes ausgebeutet aber gerade mal 70 km südlich bei Freisen in Reischweiler, Berschweiler und Eckersweiler findet man auch heute noch auf den Feldern und im Basalt der Steinbrüche flammende Landschaften kristallin vielleicht erhärtet aus  „vergossenem Drachenblut“. 

Auch auf der anderen Seite des oberrheinischen Grabenbruchs im Schwarzwald hat sich die rotflammende Kieselsäure durch den Gebirgsdruck zu schönen Achaten auskristallisiert. Selten aber sind noch wirklich schöne Funde und so importiert die Schmucksteinindustrie in Idar-Oberstein in großer Mengen Achat aus Brasilien, Botswana, China und vielen anderen Weltregionen. Viele unserer besonders farbenfroh schönen Exemplare haben wir für unsere kleine Schmuckproduktion aus China mitgebracht.

Phantasievolle Namensfindungen ins Englische übersetzt wie: dragon venes agate, dragon eyes, scales green aventurite, reptile jasper und andere erinnern vielleicht an diese oder jene Drachengeschichte.

Michael Stöhr, Dezember 2023

siehe auch den Beitrag auf myheimat.de (in deutsch + englisch)